Projections Spéciales
|
|
In Zeiten wo sich die Frage stellt, ob wir nicht bereits einigie kritische Unumkehrbarkeitspunkte des Klimawandels überschritten haben, wo selbst das Amazonaterritorium mehr CO2 ausströmt als absorbiert, konfrontiert uns Matthieu Rytz mit erschütternden Tendenzen, die Böden der Ozeane zu attackieren.
Es ist noch nicht lange her, da glaubte man, dass in diesen Tiefen kein Leben möglich sei. Nun liefert uns die Wissenschaft ein Parorama eines hoch komplexen und fragilen Ecosystems mit tausenenden, zumeist noch ganz unbekannten Kreaturen.. Hier began alles Leben.Von hier nahm es seinen Lauf. Die Lebenszyklen der Unterwasserwelt sind um ein Vielfaches langsamer als die frenetischen unter der Sonne. Oftmals werden Kreaturen einige tausende Jahre alt. Kürzlich entdeckte Mikroben zählen sogar 100 Millionen Jahre. Diese Mikroven sind die wichtigsten Organismen, die das Leben hervorbrachten und den Planeten erst bewohnbar machten. |
| |
|
Die dunkle suggestive Stimme von Jason Momoa in Rytzs “Deep Rising” erinnert an die komplexen Verbindungen zwischen den Ozeanen und der Erdatmosphere, der Erd- und Eisflächen. Die Ozeane ermöglichen das Leben auf der Erde. Sie garantieren die Lebensbedingungen. Ohne ihre aktive Interference würde das Leben auf dem Planeten unerträglich.
|
|
|
In einigen kurzen Sequenzen zeigt Rytz ebenfalls die fatalen Konsequenzen der Rohstoffgewinnung über Wasser. Die grosse Menge an Energie für diesen Raubbau wird mit schutziger Kohle, Gas und Öl betrieben. In Folge brechen die umliegenden Ekosysteme regelmässig zusammen.. Die auf Batterien setzende sogenannte “grüne Revolution” kann keine Lösung sein. Sie ist Teil des Problems. Batterien sind das neue Öl.
Der aktuelle Kampf um die Vergabe von Grabungslizensen zwischen den weltweit grössten Industrien steht im deutlichen Widerspruch zu allen vor Jahrzehnten begonnenen Verhandlungsbemühungen über den Status der Weltmeere. Seit J. F. Kennedys Deklaration der enormen |
| |
|
|
|
Bedeutung des wirtschaftlichen Potenzials der Weltmeere im Jahr 1966 folgten internationale Bemühugen, die Meere als das Eigentum der ganzen Menscheit zu definieren. Jeder Profit sollte unter den Nationen geteilt werden. Am Anfang stand 1979 die "Law of the Sea Conference". Eine gemeinsame Werteordnung wurde 1982 deklariert, getragen von der grossen Mehrheit aller beteiligten Nationen.
Universitäten zusammen. Sie lassen die zahlose Vielfalt von noch unbekannten Organismen ahnen. Die vorsichtigen organischen Interaktionen in der Tiefsee werden visuel kontrastiert mit der Riesenmaschinerie industrieller Tanker und überdimensionierten Schauffellbagger, wie ebenso mit den kalten Konferenzräumen, in denen die tödlichen Entscheidungen getroffen werden.
|
|
|
Eine andere “Fluchtlinie”, um den fruchbaren Term des Philosophen Gilles Deleuze zu nutzen, sind die musikalischen Kompositionen Ólafur Arnalds. Sie begleiten fast unausgesetzt die visuellen Sequenzen, von den Tiefsee- zu den weite Landfächen umfassende Dronenaufnahmen, von panoramischen Einstellungen bis in die Enge kleiner Labors, Sponsorpartys und Entscheidungsmacherbüros. Die nahezu verrücke menschliche Aktivität wird in dieser Weise gerahmt von grössen Kräften, von Klangwellen, die indizieren, was sie sind: unwissende und zum Scheitern veruteilte Exzesse menschicher Hybis.
Natürlich haben die Grabungsindustrie ein anderes strategisches Argument parat. Sie deklarien ihre Aktivität als lediglich zeitlich begrenzt und notwendig angesichts aktueller Bedürfnisse, nicht erwähnend, dass Batterien stets mit neuen Rohmaterialien erneuert werden müssen. |
| |
|
|
|
Dennoch entlässt Matthieu Rytz den Zuschauer nicht ganz ohne eine Hoffnng. Die erste gute Nachricht ist, das dies Raubkompanien mit inneren Konfkikten yu kämpfen hat wie ebenso mit zunehmenden Kontrollen von aussen, verursacht auch durch mangelnde Transparenz ihrer Interessen und Distributionen. Wichtiger noch: die Entwicklung “grüner” hydrogener und innovativer Batterien in der chemischen Industrie ist in vollem Gange. Es erscheint nun denkbar, Energie zu produzieren und zu speichen ohne die bisherige Verwendung von Rohmaterialien.
Das wirkliche Problem jedoch findet sich auf einem fundamentaleren Level. Wenn Menschen nicht ihre Verhältnis zu ihrer Umgebung neu bestimmen und praktizieren, wenn sie ihr übliches Verhalten, aus allem und jedem Profit zu schlagen, nicht ändern, werden sie ihrer Selbstvernichtung nicht entkommen können.
Deep Rising
Matthieu Rytz
USA | 2023 | 93 min
|